Janis Joplin

Die vielleicht einflußreichste weiße Blues- und Rocksängerin der Geschichte erlebte eine kurze, aber intensive Karriere, die abrupt mit ihrem tragischen Tod endete. Wie keine andere vermochte Janis Joplin die Leidenschaft des schwarzen Blues ins Rockgenre zu übertragen und außergewöhnliche Songs wie "Try (Just A Little Bit Harder)", "Move Over", überragende Cover wie "Me And Bobby McGhee" von Kris Kristofferson und Ausnahmealben wie "Pearl" zu verwirklichen. Aber nicht nur ihre Musik, auch ihre Exzesse machten sie zur "lebenden Legende" (New Musical Express). Sie wurde zum Superstar erhoben und zerbrach am Ende an den Gesetzen der Unterhaltungsbranche.

Janis Joplin wurde am 19. 1. 1943 im texanischen Port Arthur geboren und verbrachte die ersten 17 Jahre ihres Lebens im Süden der USA. Sie wuchs in einer gutbürgerlichen Familie auf und begeisterte sich als junges Mädchen für den Blues von Bessie Smith und Leadbelly. Sie sang in örtlichen Clubs und gehörte kurzzeitig den Waller Creek Boys an. 1960 zog es sie zum ersten Mal nach San Francisco: "Texas ist ein gutes Land um dort zu wohnen, aber es ist nichts für unverschämt zügellose Menschen, und ich bin immer unverschämt zügellos" (Janis Joplin). Mit ihrem ekstatischen, rauhen Gesang interpretierte sie den Blues so authentisch wie keine andere weiße Vokalistin zuvor.

Der erste Trip nach Frisco endete nach wenigen Monaten, wo die 17jährige Musiker wie Jorma Kaukonen mit ihrer drei Oktaven umfassenden Stimme beeindruckt hatte. Wieder in Texas schickten die Eltern Janis Joplin auf eine Handelsschule. Doch schon bald brach Janis wieder aus der bürgerlichen Welt aus. Sie trampte durch die USA und landete 1965 wieder in den Blues- und Folkclubs von Venice und San Francisco. Noch einmal gelang es der Familie, Janis zurückzuholen und zum Besuch der University Of Texas in Austin zu überreden.

Cheap ThrillsIm Sommer 1966 tauchte Janis Joplin im Umfeld der 13th Floor Elevators auf und stieg dann bei der Bluesrock-Gruppe Big Brother & The Holding Company als Leadsängerin ein, zu der James Gurley (Guitar), Sam Andrew (Guitar), Peter Albin (Bass) und Dave Getz (Drums) gehörten. Die Band machte sich schnell an der Westküste einen Namen und mobilisierte mit ihrem emotionsgeladenen Hardblues 1967 beim Monterey International Pop Festival die Massen. Bei Mainstream Records veröffentlichten sie nur ein mäßiges Album. Albert Grossman übernahm das Management, befreite die Band aus dem Vertrag bei Mainstream und stimmte das Konzept von "Cheap Thrills" (US #1) völlig auf Janis Joplin ab. Nach dem Top 20-Hit "Piece Of My Heart" (US #14) trennte sich Janis Joplin von ihrer Band, die ohnehin nur noch Begleitfunktion hatte.

Kozmic BluesIhr zweites Album "I Got Dem Ol' Kozmic Blues Again, Mama" (US #3) nahm "ihr den Nimbus als Superstar" und präsentierte sie "einfach als hinreißende Rhythm & Blues-Sängerin, die alle Tricks kennt" (Sounds). Die LP mit Sam Andrew (Guitar), Richard Kermode (Organ), Gabriel Mekler (Organ), Brad Campbell (Bass), Maury Baker und Lonnie Castille (Drums), Cornelius "Snooky" Flowers (Baritone Sax), Terry Clements (Tenor Sax), Luis Gasca (Trumpet), Sam and Snooky (Background Voices) erreichte eine Millionenauflage, und für die anschließenden Tournee stellte der Steppenwolf-Produzent Gabriel Mekler kurzfristig die Kozmic Blues Band zusammen. TV-Auftritte in der Ed Sullivan Show und bei Talkmaster Dick Cavett machten auch Janis Joplin immer populärer.

Offenbar konnte sie den Starrummel nicht verkraften. Sie geriet zunehmend in Abhängigkeit von Alkohol und Drogen und wurde "zu einer tragischen Heldin auf der Bühne der Jugend" (Time). Beim Auftritt kam es immer häufiger zu peinlichen Eklats. Janis beschimpfte das Publikum, wirkte für Momente wie eine alte Frau, um dann wieder die Energie eines jungen Mädchens zu versprühen. Unmengen Alkohol, Tabletten und Heroin beeinflußten ihre schnell wechselnden Gemütszustände.

1969 trat Janis Joplin wechselweise mit den Joplinaires und der Kozmic Blues Band auf. Sie gehörte zu den Stars der renommierten Pop Festivals von Newport, Atlanta und New Orleans. Im August 1969 war sie beim Woodstock Festival als Gast, trat selber aber nicht auf.

PearlIm Frühjahr hatte sie begonnen, mit der Full Tilt Boogie Band zusammenzuarbeiten, zu der John Till (Guitar), Richard Bell (Piano), Ken Pearson (Organ), Brad Campbell (Bass) und Clark Pierson (Drums) gehörten. Das Enfant terrible der Rockmusik schien beim ersten und einzigen Abstecher nach Europa gut erholt. Die neue Partnerschaft bewährte sich auch im Studio bei den Sessions zum Album "Pearl". Aber noch bevor die elf Songs abschließend abgemischt waren, fand man Janis Joplin am 4. 10. 1970 tot in einem Hotelzimmer in Hollywood mit 14 frischen Einstichen auf. Die explosive, oft tief verletzt wirkende Rocksängerin starb an einer Überdosis Heroin. "Pearl" (US #1, D #3) und die Single "Me And Bobby McGhee" (US #1, D #8) wurden zu Bestsellern, im Mai 1971 wurde zudem "Cry Baby" (US #21) ausgekoppelt.

Das einsame Ende erinnerte an den Tod von Jim Morrison oder Jimi Hendrix.

Joplin In ConcertEs war ausreichend Material für verschiedene Doppelalben vorhanden: die Live-Erinnerungen "Joplin In Concert" (GB #22, US #4, D #28) (1. Platte mit Big Brother & The Holding Co. 2. Platte mit Full Tilt Boogie Band) vom Mai 1972, die Kollektion "Greatest Hits" (US #33) von 1973 und "Janis" (US #86), der offizielle Soundtrack zur gleichnamigen filmischen Dokumentation von 1975. Das Leben von Janis Joplin lag auch dem Film "The Rose" zugrunde, der 1979 mit Bette Midler in der Hauptrolle realisiert wurde. Außerdem erschienen mehrere Bücher, Livematerial unter dem Titel "Farewell Song" und schließlich 1993 die umfassende Retrospektive "Janis".

Pink singt und spielt Janis Joplin

Los Angeles - Alecia Moore, als Sängerin unter dem Namen Pink bekannt, wird in ihrem ersten Filmauftritt Janis Joplin spielen. Penelope Spheeris will das Leben der Sängerin, die 1970 im Alter von 27 Jahren starb, noch im Sommer verfilmen. Damit kommt sie vermutlich dem geplanten Joplin-Projekt "Piece of My Heart" mit Hauptdarstellerin Renée Zellweger einige Monate zuvor. Beim Vorsingen für die Rolle soll Pink den kratzigen Tonfall der Hippie-Sängerin genau getroffen haben. In dem Film soll sie die Joplin-Lieder selbst singen. dpa Quelle: Rockmusik-Lexikon und eigene Recherchen.