BAP
Als Amateure nahmen BAP (kölsch für Vater) im Oktober 1979 "Wolfgang Niedecken's BAP rockt andere kölsche Lieder" in ihrer Heimatstadt Köln auf. Die Urbesetzung der Gruppe BAP bestand aus:
Wolfgang Niedecken, der bis auf das eingedeutsche "Hang On Sloopy" von den McCoys alle Songs komponierte, sang in kölscher Mundart und schuf damit das erfolgreiche Markenzeichen einer "beispiellosen und eigenwilligen" Rockband (Playboy). "Affjetaut" entstand in Kirchberg (Schweiz) und präsentierte BAP 1980 in veränderter Besetzung. Klaus 'Major Healy' Heuser und Steve Borg (* 5.10.1953) lösten Heres und Klever ab. Heusers gute Rockgitarre und sein Kompositionstalent ergänzten sich perfekt mit Niedeckens inhaltlichem Anspruch und seinem erzählerartigen Gesangsstil. "Affjetaut" trieb die Entwicklung von BAP voran. Auf dem dazugehörigen Poster erklärte Niedecken die veränderten Bedingungen: "Als dann nach Erscheinen der ersten Platte bis zu zehn Gigs im Monat kamen, blieb denen, die ihren Beruf weitermachen wollten, nix anderes mehr übrig, als das Handtuch zu werfen. Schade, daß dabei Leute auf der Strecke geblieben sind, mit denen ich außer der Rockerei noch 'ne Menge mehr am Hut hab." Zunächst ohne festen Keyboarder (Mathias Keul und Fred Dressel halfen aus) wagten BAP den Schritt in die Professionalität. Längst hatte die Band ihren Geheimtip-Status hinter sich gelassen, galten die Musiker inzwischen als Lokalmatadore, spielten viele Gigs in Köln und Umgebung, später in ganz Deutschland. Für Nichtrheinländer erklärte Niedecken die Texte im Konzert und den Alben wurde stets eine Übersetzung beigefügt. Unzufrieden mit ihrem alternativen Plattenvertrieb Eigelstein, wechselten BAP mit der dritten Langspielplatte zum Label Musikant beim EMI/Thorn-Konzern. Als Keyboarder stieg Alexander Büchel ein und im Juli 1981 entstand in der ländlichen Idylle Wippenhohns im Studio "Rüssmann" der erste große Erfolg "für usszeschnigge!" (D #1). Neben der kölschen Bearbeitung einer Eddie Cochran-Nummer enthielt die Platte nur Material des Teams Heuser/Niedecken. "Verdamp lang her" (D #13), "Jupp" und "Müsli Män" machten BAP in ganz Deutschland zu einer festen Rockgröße. Der Musik Express schrieb über Niedeckens Texte: "Er bleibt prinzipiell undogmatisch: Zwar mit einer grundsätzlich deutlichen politischen Linie, doch weder verbissen noch auf einer geistigen Einbahnstraße". BAP stellten das Material auf ihrer ersten großen Deutschlandtournee 1981 vor und brachen genau wie ein Jahr später Besucherrekorde. Die Befürchtungen, "daß BAP sich zu einer gesichtslosen Standardformation entwickeln würde" (Frankfurter Rundschau), bestätigten sich nicht. BAP etablierten sich in der einheimischen Rockoberschicht und buchten im Juli 1982 erneut das Tonstudio Rüssmann um "Vun drinne noh drusse" (D #1) zu realisieren. Mit ausgeprägten Streicher- und Bläsereinsätzen, der Bearbeitung von Bob Dylans "Like A Rolling Stone" ("Wie 'ne Stein") und dem eindringlichen "Kristallnaach" (D #25) wiederholte die Band ihren Erfolg von "für usszeschnigge!". BAP waren ständig unterwegs. Sie gaben Konzerte, spielten bei TV-Festivals wie dem Rockpalast und Rockpop in Concert und eröffneten im Juli zwei Auftritte der Rolling Stones im Kölner Müngersdorfer Stadion. "Was sich im letzten Jahr alles getan hat, ist für uns schlichtweg ungeheuer, weil alle unsere kühnsten Träume bei weitem übertroffen worden sind" (Wolfgang Niedecken). Am 28. August waren BAP bei einer Live-Übertragung des Rockpalast von der Loreley die erste deutsche Rockgruppe, der die Ehre zuteil wurde, vom WDR für eine solch international besetzte Show eingeladen zu werden. Bei der abschließenden Jam-Session spielten sie mit Rory Gallagher, Eric Burdon und David Lindley zusammen. Im Zuge der immensen Popularität von BAP, die für "Vun drinne noh drusse" den Preis der Deutschen Schallplattenkritik erhielten, kamen auch die Wiederveröffentlichungen von "Affjetaut" (D #11) und "...rockt andere kölsche Lieder" (D #21) in die deutschen Hitparaden. Anläßlich der 140 Konzerte einer Deutschlandtour, die im April 1983 endete, entstanden Konzertmitschnitte, die auf dem Doppelalbum "Bess demnähx" (D #1) zusammengefaßt wurden. BAP demonstrierten ihre Bühnenstärke und überzeugten als eingespieltes Team, nunmehr mit Jan Dix (* 19.11.1956) am Schlagzeug. Nachdem Udo Lindenberg im Palast der Republik aufgetreten war und die Münchener Spider Murphy Gang die Ostzone bereist hatte, wollten auch BAP einer DDR-Einladung nachkommen. Die Gruppe ließ sich die völlige Freiheit bei der Auswahl des Materials vertraglich zusichern. Die DDR-Funktionäre prüften alle Platten und Texthefte und stimmten zu. BAP sollten u.a. bei Rock für den Frieden '84 auftreten. Gleichzeitig erwarb das Staatsunternehmen Amiga Schallplatten die Lizenzrechte an "Von drinne noh drusse" und verlegte 15000 Exemplare davon in der DDR, die umgehend vergriffen waren. Während Roland 'Balou' Timme - Manager und Mädchen für alles bei BAP - die Stationen in der DDR inspizierte, probte die Gruppe in Köln und arrangierte einen neuen Song. "Deshalb spielen wir hier" wurde speziell für die DDR-Tournee komponiert, doch als Egon Werther (Direktor der Künstleragentur der DDR) und Michael Höft (FDJ-Funktionär und Organisator des Festivals) im Text "von kalten Kriegern in Ost und West" hörten, wollten sie BAP diesen Titel verbieten. Die Band ließ daraufhin die Tour platzen und als die Musiker das Festival als Besucher erleben wollten, wurde ihnen die Einreise in die DDR verwehrt. |
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() |