Aerosmith
Tom Hamilton, Joe Perry und der damalige Schlagzeuger Steven Tyler (Steve Tallarico) formierten 1970 in Sunapee, New Hampshire, das Cream-orientierte Trio Chain Reaction. Als Tyler die Gruppe verließ, kamen 1971 Joey Kramer und der Gitarrist Ray Tabano hinzu, der schon bald von Brad Whitford abgelöst wurde. Als Tyler als Leadsänger zurückkehrte, zog die Band nach Boston um und nannte sich nun Aerosmith. Ihr kompromißloser Hardrock begeisterte schnell die lokale Szene, danach eroberten Aerosmith die nordamerikanische Ostküste.
1973 wurden das Album "Aerosmith" und die Single "Dream On" (US #32) veröffentlicht, die allerdings auf nur geringes Interesse stießen. Aerosmith standen unentwegt auf der Bühne, perfektionierten ihr Zusammenspiel und ihre Bühnenpräsentation, bei der Tyler als "charismatischer Motor" (Musik Express) und Joe Perry im Mittelpunkt standen. Der Gitarrist Perry und der als "exzentrischer Schreihals" (Metal Hammer) verschriene Tyler erfüllten bei Aerosmith dieselben Funktionen wie Jagger / Richards bei den Rolling Stones, denen sie auch äußerlich ähnelten. Perry komponierte wuchtige Heavysongs, und Tyler lieferte die Texte dazu.
Tyler ersetzte 1982 Whitford durch Rick Dufay bei Aerosmith, Perry war bereits Ende 1979 durch Ex-Flame Jimmy Crespo abgelöst worden. Die LP "Rock In The Hard Place" (US #32) vom Spätsommer 1982 ließ allerdings den "soliden Hardrock der siebziger Jahre" (Rolling Stone) vermissen. Tyler löste Aerosmith danach auf. 1984 brachte Steven Tyler die Originalbesetzung für die "Back In The Saddle"-Tour wieder zusammen. Die "neuen" Aerosmith überraschten mit einer souveränen Bühnenshow, im Jahr darauf mit dem von Ted Templeman produzierten Album "Done In Mirrors" (US #36, GB #45). 1986 unterstützten die "bösen Jungs aus Boston" (Crash) die Rapper von Run DMC bei deren Neuaufnahme ihres Klassikers "Walk This Way". Mit dem neuen Vertragspartner Geffen Records starteten Aerosmith ab 1987 zu weiteren Höhenflügen. Bruce Fairbairn produzierte im kanadischen Vancouver mit dem Heavy-Quintett das Album "Permanent Vacation" (US #11, GB #19), das im August herauskam und mit "Dude" (US #14, GB #45), "Angel" (US #3, GB #69) und "Rag Doll" (US #17) gleich drei Hitsingles enthielt. Die Fachzeitschrift Musik Szene schrieb über die wiedererstarkten Hardrock-Größen: "Das Wissen um ihre Wurzeln macht ihre neue LP zu einem soliden, musikalisch fundierten Werk, das auf Klischees gänzlich verzichtet und nicht in angesagte Mainstream-Gefilde abrutscht". Das Interesse an der neuen Heavy-Generation mit Bands wie Guns N' Roses und Metallica verhalf Aerosmith erneut zum Erfolg und erleichterte ihnen den Sprung in die 90er Jahre: "Wir klingen noch immer wie eine Garagenband. Auch wenn wir keine Fehler mehr machen, sind wir rauh und ungehobelt." (Joe Perry)
1990 erhielten Aerosmith für "Janie's Got A Gun" ihren ersten Grammy, dem bis 1994 für "Livin' On The Edge" und "Crazy" zwei weitere folgen sollten. Einen weiteren großen Coup landete die "Bluesrock-Brigade" (Musik Express) im Frühjahr 1993 mit der LP "Get A Grip" (GB #2, US #1, D #3), die über vier Millionen Mal verkauft wurde, mit Hits wie "Living On The Edge" (GB #19, US #18), "Cryin'" (GB #17, US #12, D #7), "Amazing" (GB #57, US #24, D #28) und "Crazy" (US #17, D #43). Wieder präsentierten Aerosmith "brillant produzierten Hardrock" (Stereo) mit "röhrenden Gitarren und einem kreischenden Sänger" (Hifi Vision). Im Rahmen der anschließenden Europatour bereisten Aerosmith auch Polen. Im August waren sie Headliner des zweiten Woodstock-Festivals. Leadsänger Steven Tyler demonstrierte auf der darauffolgenden US-Tournee Selbstbewußtsein: "Aerosmith ist eine Größe für sich geworden. Keiner kann mehr nachkommen und unseren Platz einnehmen." Die Band nutzte auch die Möglichkeiten neuer Technik. Sie fiel mit ungewöhnlichen Videoclips auf, die mehrfach ausgezeichnet wurden, spielte die Hauptrolle in einem Videospiel, präsentierte über ein amerikanisches PC-Netzwerk neue Songs und brachte eine CD-ROM heraus.
Quelle: Rockmusik-Lexikon
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